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mitten drin im Ärger oder Gefühlschaos - Weitblick & Abstand gewinnen

Sabine Bachmayer

Fakt oder Fiktion?

Umgang mit Stress-Gedanken und den Gefühlen von Stress

Wer kennt es nicht - Ärger oder ein Gefühlschaos überwältigen uns und wir können an nichts anderes mehr denken. Dann hilft Abstand und Weitblick. Wenn wir mittendrin sind in Gefühlen, ist das gar nicht so einfach.

Daher enthält dieses Modul den Umgang mit den Emotionen in einer Stresssituation und wie der Abstand gelingt.

Hintergrundinformation: Wenn wir mitten drin sind in den Emotionen, spricht man vom sogenannten „Amygdala-Hijack“. Die Amgydala ist die "Drama-Queen" des Gehirns und sorgt für Alarm, für Ängste und für Sorgen. Übernimmt diese die Kontrolle, verlangen intensive negative Emotionen "die vollkommene Aufmerksamkeit des Individuums und machen jeglichen Versuch unmöglich, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.“ - Daniel Goleman. Das Ziel ist es, in Stresssituationen wieder  die Nutzung des präfrontalen Cortexes zu erreichen, der lösungsorientiert ist, Perspektiven aufweist und uns die Möglichkeit schafft, aus den rasenden übergreifenden Gedanken auszusteigen und souverän zu reagieren. 

Bewährte Strategie mit Emotionen gesund umzugehen

  1. Annahme - eine Emotion bleibt nie länger als 30 Minuten, außer du hältst sie fest. Durch Annahme der Emotion und dem "Das darf jetzt sein"-Gedanken  kann die Emotion durchlebt und nach einer kurzen Zeitspanne wieder abgebaut werden. Dadurch wird sie nicht aufgestaut, jedoch auch nicht länger als ihr Zweck entspricht, festgehalten. Zudem werde ich durch das Annehmen handlungsfähig und bin in der Lage den präfrontalen Cortex zu nutzen.
  2. keine Schuldzuweisung - Du hättest das was ist, ziemlich sicher nicht vermeiden können. Oft denken wir, dass wir das was ist, irgendwie beeinflussen hätten können. Wären wir doch nur nicht so gewesen. Hätten wir doch nur das nicht gemacht. Warum war man so blöd und hat auf das bestanden... Lass es sein. Das bringt nichts. Mache dich nicht fertig. Du hast zu jeder Zeit so gehandelt, wie Du es für richtig gehalten hast. Selbst wenn dein Verhalten falsch war, hast du es im jeweiligen Moment für richtig gehalten. Schuld ist nur, wer absichtlich einen Fehler oder etwas Boshaftes mit Absicht macht.
  3. es fühlt sich manchmal nach Tornado an, das ist normal - bist du im Emotionsstrudel gibt es den Impuls, irgendwas tun zu müssen und dagegen an zu kämpfen. Mit aller Kraft - irgendwas machen. Etwas geradebiegen zu wollen, jemanden anzurufen, rechtfertigen, etc. Lass es. Das ist zwar oft der erste Impuls, aber der, der dich nur noch mehr verwickelt. Nimm es an, lass es sein. Das darf gerade sein. Lass es da sein.
  4. Du wirst wieder glücklich sein, selbst wenn Du gerade etwas verlieren solltest - mitten drin im Emotionsstrudel, sind wir schnell in Worst-Case Szenarien. Was, wenn ich den Job jetzt verlieren? Was, wenn sich der Partner jetzt trennt und ich "schuld" bin? Was, wenn die Personen jetzt für immer ein schlechtes Bild von mir hat? Ja, auch wenn all das eintritt, wird irgendwann wieder die Sonne scheinen und Du wirst wieder lachen können.
  5. Erlaube Dir Ehrlichkeit und stehe zu Deinen unveräußerlichen Werten - Manchmal ist es das Ehrlichste, zu akzeptieren, dass es ehrlich und gesund wäre, wenn etwas auseinander geht. Fast immer in den Momenten im Emotionsstrudel denken wir: "Ich mache ab jetzt alles anders" oder "Warum habe ich darauf bestanden, das ist gar nicht so wichtig, auf was ich bestanden habe." Ehrlich wäre aber, dass es sehr sehr schwer ist, auf Dauer ein Verhalten auszuführen, das nicht wirklich Dir entspricht. Manchmal müssen diese Dinge passieren, weil es nicht wirklich wirklich zu uns gepasst hat. Die ehrlichste Frage ist: Habe ich mich wirklich in etwas verrannt und habe auf etwas beharrt, was wirklich nicht so wichtig ist? Oder ist es mir wichtig und würde mich auf Dauer unglücklich machen, wenn ich davon abweichen würde, auch wenn ich es jetzt, im schmerzvollen Moment, ändern würde?
  6. Analysiere es nicht zu sehr  - Emotionen sind nur eine Art von vielen, Dinge zu bewerten und zu interpretieren. Bei Dir kommt z.B. gerade Verzweiflung hoch - ok. Dann ist das gerade so. Lass es da sein. Emotionen halten meist nicht länger als wenige Minuten an, außer man hält sie fest oder geht in den Widerstand. Nimm es an - das darf sein.
  7. Finde Lösungen - dadurch, dass Du Emotionen nicht zu lange festhälst, wirst du handlungsfähig. Was kannst Du jetzt tun? Welche 8 Lösungsideen fallen Dir ein? Und dann wähle eine davon aus.
  8. Sei nett zu Dir selbst - wenn alles schief läuft und wir innerlich toben, sind wir meist nicht sehr nett zu uns selbst. Sei nett zu Dir, sei liebevoll zu Dir. Du gibst doch jeden Tag Dein Bestes. Einen wichtigen Menschen in deinem Umfeld, würdest Du doch nun auch gut zureden und in den Arm nehmen, statt fertig machen. Du hättest die Situationen ziemlich sicher nicht vermeiden können und bist auch nicht schuld daran - denn Schuld ist man nur, wenn man absichtlich etwas böswilliges oder offensichtlich falsches macht. Du bist gut so wie Du bist. Entwerte niemals Dich als Person, selbst wenn Du der Meinung bist, dass Dein Verhalten tatsächlich etwas ungünstig war. So what - geht doch jedem mal so. Denk dich nicht runter auf der Emotionsskala, sondern nimm es an.
  9. Emotionen sind manchmal Teil einer sehr guten Entscheidung - Es ist manchmal sehr sinnvoll, bewusst einen Moment von negativen Emotionen auszuhalten und anzunehmen, wenn man weiß, dass man langfristig damit etwas Gutes erreicht. Schieben wir Unangenehmes zu lange auf, sprechen es nicht an, lassen es ungeklärt, braut sich irgendwann in der Zukunft eine Lawine an Chaos zusammen.
  • Ein Ehepaar tut manchmal gut daran, zu Beginn der Ehe durch die unangenehmen Gespräche bzgl. des Ehevertrages zu gehen und Konflikte auszuhalten, weil es weiß, dass man dadurch Klarheit schafft, sich langfristig jeder gerecht behandelt fühlt und man dadurch möglichen Streitereien und aufstauenden Ungerechtigkeit-Empfindungen vorbeugt.
  • Eine Person tut manchmal gut daran, den Ärger einer anderen Person auszuhalten, weil man damit lernt, dass es auf Dauer nicht dramatisch ist, ständig die Erwartungen anderer zu erfüllen. Der andere beruhigt sich meist schnell wieder.
  • Es ist fast immer eine gute Idee, Dinge, die einen stören oder anders sind als vorgestellt anzusprechen, anstatt still und leise alles zu sammeln und dann in eine emotionale Explosion münden zu lassen, wo man anderen dann wirklich alles um die Ohren haut. 

Und was ist mit den fiesen Gedanken?

Wenn mir mitten im Emotionsstrudel sind, kommen meist auch hartnäckige Gedanken, die uns daran hindern etwas anzunehmen oder in eine positivere Stimmung zu gelangen. Kurze Vorwegnahme der im Folgenden ausführlicher erklärten Lösungsstrategie: Glaube nicht mal der Hälfte Deiner Gedanken. Meist ist einfach nur größter Quatsch dabei, der völlig unbrauchbar ist und auf Basis sehr früher Erfahrungen und Belehrungen im und aus dem  Kindesalter beruhen, wo du nicht mal ansatzweise über die heutigen Lösungsressourcen verfügt hast.

Du kennst vermutlich das öfter erwähnte Stressystem (oder auch Angst- und Denksystem genannt). Falls nicht, schau dir den kostenfreien Workshop an. Dort erkläre ich es ganz genau. Unter Zuhilfenahme dieses Wissen wird glasklar: Du bist nicht Deine Gedanken. Das ist nichts, mit dem Du dich identifizieren musst. Gedanken schießen willkürlich ein und zwar aus unterschiedlichsten Quellen.

Was weniger stressstabile Menschen machen ist, alle Gedanken zu glauben und zu sagen: "Ja, aber das denke ich doch. Dem muss ich doch nachgehen und das beachten."-  Das ist falsch. Negative  Gedanken entstammen dem Angst- und Denksystem und werden vollkommen automatisch den ganzen Tag lang abgespult - 50.000 - 80.000 Gedanken täglich (Harvard-Studie). Hast du nun eine Herausforderung, z.B. einen Streit mit dem Partner oder eine Belastung im Beruf, Stress etc. möchte die Summe aus Erfahrungen aus deinem Angst- und Denksystem das Problem für Dich lösen.

Der Gedanken produzierende Teil im Gehirn ist ein Diener - kein Meister, dem man alles glauben soll.

Die Aufgaben in Momenten mit negativen Gedanken: Identifiziere Dich nicht damit. Akzeptiere sie, als Kommentare aus dem Stresssystem, auf welche du nicht eingehst. Diese Kommentare gehen vorbei, wen du ihnen nicht zu viel Beachtung schenkst. Lass Dich davon nicht in Deiner Stimmung herunter ziehen. Du brauchst auch keine Angst zu haben, brauchbare Gedanken zu übersehen. Denn ganz ehrlich: Du weißt ganz genau, wann ein Gedanken konstruktiv und schlau ist und wann nicht. Was Du bist, sind nicht Deine Gedanken, sondern Dein Bewusstsein, mit dem Du in der Lage bist Gedanken zu beobachten und gezielt auszuwählen und zu selektieren, was davon förderlich ist und was nicht. Du kannst Deine Gedanken anhand von 5 Schritten als nicht förderlich und damit vernachlässigbar einordnen:

Der präfrontale Cortex im Gehirn ist da, um Lösungen zu finden. Und ohne Emotionen, aus dem limbischen System, wären wir nicht in der Lage auch nur die einfachsten Entscheidungen zu treffen. Identifiziere Dich gleichzeitig nicht mit dem Teil Deines Gehirns, der dir grübelnde, zweifelnde und automatisierte Gedanken zur Verfügung stellt - das ist Dein Stresssystem (oder auch Angst- und Denksystem genannt).

Beispiele für Gedanken aus dem Stresssystem:

  • "Das darf niemand wissen."
  • "Das darf niemand sehen."
  • "Ich schaffe das eh nicht."
  • "Das ist so schwer."
  • "Jetzt verliere ich bestimmt meinen Job."
  • "Was werden die anderen denken?"
  • "Das ist nicht gut genug."
  • "Ich bin nicht gut genug."
  • etc....

Drei bewährte Strategien, mit nicht förderlichen Gedanken umzugehen:

Die Fähigkeit rein der Beobachter der Gedanken zu sein, wird beispielsweise durch Meditation bestmöglich trainiert

von Sabine Speicher 4. Dezember 2022
Funktionierender Plan in der Stressreaktion

Erkennen

Wer kennt das nicht? Eine Situation in der man jemanden erzählt, was gerade schief läuft, welche Herausforderungen gerade da sind und man gerade nicht weiß, wie das anders wird....

Kennen wir!

Und dann hilft schmunzeln und erkennen: Du sitzt gerade drin im Stresssystem und lässt Dir die Sorgengeschichten, Zweifel und Stories erzählen. "Denkt es dich wieder?" :) Erkennen, Aufstehen, Weitergehen

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